Vielfalt, Reichtum, Grösse und Schönheit der deutschen Barockliteratur werden als Frucht eines intensiven und fruchtbaren Wechselprozesses mit andern Kulturen durch eine Reihe von Einzelanalysen vorgestellt. Der Titel verweist auf das Sohar-Buch der jüdischen Kabbala, auf das «Buch des Glanzes», von dem ein begabter Barock-Dichter und vielseitiger Universalgelehrter wie Christian Knorr von Rosenroth im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts erstmals eine lateinische Übertragung anfertigte und dadurch eine wichtige Kulturtradition den Literaten zugänglich machte. Curiositas und Weltoffenheit kennzeichnen allgemein die deutschen Barockdichter und nicht engstirniger Sprachpurismus, beschränktes Provinzlertum und Untertanengeist ohne Zivilcourage. Ihr reges Interesse für Gerechtigkeit, Recht und Frieden in den sich langsam und widerspruchsvoll herausbildenden Staaten moderner Prägung des deutschen Vaterlandes, die von Armut, Hexenverfolgung und Krieg geplagt wurden, nährte ihre Aufmerksamkeit für die anderen Literaturen Europas und die Naturwissenschaften. In der Literatur der Romania oder der anderen nord- und westeuropäischen Länder fanden die deutschen Dichter geistige Alternativen zum Kriegshandwerk, zu den Waffen und der Gewalt. Durch die doppelte Aufgabe sowohl der Kritik als des Vorschlags herausgefordert, wuchs die deutsche Barockliteratur aussergewöhnlich schnell. Sehr früh, äusserst differenziert und vielfältig in der künstlerischen Gestaltung reflektiert sie über sich und über die Ich-Identität des Autors auf europäischem Niveau, was zu einem bildlich-begrifflichen Bruch in der Rezeption der Antike führte. Davon zeugt die Kritik am Eurozentrismus und die Hinwendung zu den Naturwissenschaften als wichtige Hilfestellung in diesem Prozess der Selbst- und Neubesinnung. Mit Erfolg schauten deutsche Barock-Dichter die Arbeitsweise der Naturwissenschaften ab, wenn sie den experimentellen Charakter von Fiktionalität ausbauten. Barock als Auseinandersetzung mit der Gleichzeitigkeit will versuchsweise paradoxal auf die Möglichkeit einer aktualisierenden Reflexion über eine vergangene Epoche und deren Literatur hinweisen und der Hoffnung auf eine nicht-nur-museale Literaturwissenschaft Ausdruck verleihen. «Ein breites Panorama europäischer Kulturgeschichte wird hier aufgetan, das in jeder Hinsicht anregend wirkt.» (Wolfgang Neuber, Frühneuzeit-Info) «Battafarano is clearly interested primally in the intellectual backround of baroque literature and particularly in the international aspects of the backround. While a number of sections in this volume do contribute to studies of sources, the author is not primarly interested in proving the dependance of one writer an another, but in demonstrating the intellectual openess of the German baroque age and its integration in the international scene. We can be grateful for the intimate knowledge of italian literature that enables Battafarano to point out, repeatedly, interesting and neglected parallels and/or sources. This is particularly striking in the treatment of areas such as suspections, the occult, and the like – areas that clearly interst Battafarano greatly. The overall level of the various sections is remarkably high. The volume ist attractively printed and contains a number of excellent illustrations and a useful index of names. I think that specialists in the German baroques period will find this unusual book both enjoyable and valuable.» (W. G. Marigold, Germanic Notes and Reviews) «In der Vielfältigkeit seiner Themen zeugt der Band von der immensen Belesenheit seines Autors, vor allem aber von dem Bestreben, die interkulturellen Strömungen in der europäischen Literatur des 17. Jahrhunderts hervorzuheben. […] ein außerodentlich nützliches Kompendium, das in der Handbliothek keines Barockforschers fehlen sollte.» (Manfred Kremer, Seminar. A Journal of Germanic Studies) «Der Band umfaßt insgesamt vierundzwanzig Studien und acht kürzere Glossen Battafaranos (von denen etwa zwei Drittel schon anderwärts erschienen sind). Er wirft in der Tat einen ungewohnten „Glanz“ auf die Literatur des Barock. Battafarano übernahm den Begriff aus einer Kabbala-Übersetzung des Christian Knorr von Rosenroth. Er meint den noch magischen Glanz der Natur in der Menschheitsfrühe, doch erhält sein Sammelband ganz anderen Glanz und Wert durch das dichte Gewebe von Beziehungen zwischen deutschen und französischer, englischer und – natürlich – italienischer Literatur, das in einem weitläufigen Panorama entfaltet wird. […] Man schätzt die durchgängig sozialhistorische Blickrichtung des Autors, gerade weil sie den Text als ein vielseitig vermitteltes Produkt bewußt hält. Ein neunseitiges Personenregister beschließt den Band und macht noch einmal klar, welche Fülle an Informationen in ihm beschlossen ist. Bleibt zu wünschen, daß Battafarano die institutionellen Möglichkeiten findet, um mit dem weiten Blick auf die gesamteuropäische Literatur weiterzuarbeiten.» (Walter Enrst Schäfer, Germanisch-Romanische Monatsschrift) «Auch wenn nicht alle Beiträge von gleichem Gewicht sind, vermittelt das Buch als Ganzes neue Anregungen auch methodischer Art, mit denen die Auseindersetzung fruchtbar sein wird.» (Siegfried Streller, Zeitschrift für Germanistik) «Überzeugend bringt Battafarano die grundlegende Bedeutung der frühneuzeitlichen deutschen Literatur in ihren europäischen Perspektiven ins Blickfeld und besticht durch überraschende Schlaglichter auf das dichte Netz intellektueller Verbindungen im damaligen Europa. […] Die häufig ungewohnten Perspektiven ermöglichen eine neuartige Sicht auf die frühneuzeitliche Literatur, die nur zum Teil mit dem späteren Begriff „Schöne Literatur“ zu bestimmen ist und deshalb andere Funktionen hat.» (Ferdinand van Ingen, Deutsche Bücher)

Glanz des Barock: Forschungen zur deutschen als europäischer Literatur

Battafarano, Italo
1994-01-01

Abstract

Vielfalt, Reichtum, Grösse und Schönheit der deutschen Barockliteratur werden als Frucht eines intensiven und fruchtbaren Wechselprozesses mit andern Kulturen durch eine Reihe von Einzelanalysen vorgestellt. Der Titel verweist auf das Sohar-Buch der jüdischen Kabbala, auf das «Buch des Glanzes», von dem ein begabter Barock-Dichter und vielseitiger Universalgelehrter wie Christian Knorr von Rosenroth im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts erstmals eine lateinische Übertragung anfertigte und dadurch eine wichtige Kulturtradition den Literaten zugänglich machte. Curiositas und Weltoffenheit kennzeichnen allgemein die deutschen Barockdichter und nicht engstirniger Sprachpurismus, beschränktes Provinzlertum und Untertanengeist ohne Zivilcourage. Ihr reges Interesse für Gerechtigkeit, Recht und Frieden in den sich langsam und widerspruchsvoll herausbildenden Staaten moderner Prägung des deutschen Vaterlandes, die von Armut, Hexenverfolgung und Krieg geplagt wurden, nährte ihre Aufmerksamkeit für die anderen Literaturen Europas und die Naturwissenschaften. In der Literatur der Romania oder der anderen nord- und westeuropäischen Länder fanden die deutschen Dichter geistige Alternativen zum Kriegshandwerk, zu den Waffen und der Gewalt. Durch die doppelte Aufgabe sowohl der Kritik als des Vorschlags herausgefordert, wuchs die deutsche Barockliteratur aussergewöhnlich schnell. Sehr früh, äusserst differenziert und vielfältig in der künstlerischen Gestaltung reflektiert sie über sich und über die Ich-Identität des Autors auf europäischem Niveau, was zu einem bildlich-begrifflichen Bruch in der Rezeption der Antike führte. Davon zeugt die Kritik am Eurozentrismus und die Hinwendung zu den Naturwissenschaften als wichtige Hilfestellung in diesem Prozess der Selbst- und Neubesinnung. Mit Erfolg schauten deutsche Barock-Dichter die Arbeitsweise der Naturwissenschaften ab, wenn sie den experimentellen Charakter von Fiktionalität ausbauten. Barock als Auseinandersetzung mit der Gleichzeitigkeit will versuchsweise paradoxal auf die Möglichkeit einer aktualisierenden Reflexion über eine vergangene Epoche und deren Literatur hinweisen und der Hoffnung auf eine nicht-nur-museale Literaturwissenschaft Ausdruck verleihen. «Ein breites Panorama europäischer Kulturgeschichte wird hier aufgetan, das in jeder Hinsicht anregend wirkt.» (Wolfgang Neuber, Frühneuzeit-Info) «Battafarano is clearly interested primally in the intellectual backround of baroque literature and particularly in the international aspects of the backround. While a number of sections in this volume do contribute to studies of sources, the author is not primarly interested in proving the dependance of one writer an another, but in demonstrating the intellectual openess of the German baroque age and its integration in the international scene. We can be grateful for the intimate knowledge of italian literature that enables Battafarano to point out, repeatedly, interesting and neglected parallels and/or sources. This is particularly striking in the treatment of areas such as suspections, the occult, and the like – areas that clearly interst Battafarano greatly. The overall level of the various sections is remarkably high. The volume ist attractively printed and contains a number of excellent illustrations and a useful index of names. I think that specialists in the German baroques period will find this unusual book both enjoyable and valuable.» (W. G. Marigold, Germanic Notes and Reviews) «In der Vielfältigkeit seiner Themen zeugt der Band von der immensen Belesenheit seines Autors, vor allem aber von dem Bestreben, die interkulturellen Strömungen in der europäischen Literatur des 17. Jahrhunderts hervorzuheben. […] ein außerodentlich nützliches Kompendium, das in der Handbliothek keines Barockforschers fehlen sollte.» (Manfred Kremer, Seminar. A Journal of Germanic Studies) «Der Band umfaßt insgesamt vierundzwanzig Studien und acht kürzere Glossen Battafaranos (von denen etwa zwei Drittel schon anderwärts erschienen sind). Er wirft in der Tat einen ungewohnten „Glanz“ auf die Literatur des Barock. Battafarano übernahm den Begriff aus einer Kabbala-Übersetzung des Christian Knorr von Rosenroth. Er meint den noch magischen Glanz der Natur in der Menschheitsfrühe, doch erhält sein Sammelband ganz anderen Glanz und Wert durch das dichte Gewebe von Beziehungen zwischen deutschen und französischer, englischer und – natürlich – italienischer Literatur, das in einem weitläufigen Panorama entfaltet wird. […] Man schätzt die durchgängig sozialhistorische Blickrichtung des Autors, gerade weil sie den Text als ein vielseitig vermitteltes Produkt bewußt hält. Ein neunseitiges Personenregister beschließt den Band und macht noch einmal klar, welche Fülle an Informationen in ihm beschlossen ist. Bleibt zu wünschen, daß Battafarano die institutionellen Möglichkeiten findet, um mit dem weiten Blick auf die gesamteuropäische Literatur weiterzuarbeiten.» (Walter Enrst Schäfer, Germanisch-Romanische Monatsschrift) «Auch wenn nicht alle Beiträge von gleichem Gewicht sind, vermittelt das Buch als Ganzes neue Anregungen auch methodischer Art, mit denen die Auseindersetzung fruchtbar sein wird.» (Siegfried Streller, Zeitschrift für Germanistik) «Überzeugend bringt Battafarano die grundlegende Bedeutung der frühneuzeitlichen deutschen Literatur in ihren europäischen Perspektiven ins Blickfeld und besticht durch überraschende Schlaglichter auf das dichte Netz intellektueller Verbindungen im damaligen Europa. […] Die häufig ungewohnten Perspektiven ermöglichen eine neuartige Sicht auf die frühneuzeitliche Literatur, die nur zum Teil mit dem späteren Begriff „Schöne Literatur“ zu bestimmen ist und deshalb andere Funktionen hat.» (Ferdinand van Ingen, Deutsche Bücher)
1994
Bern [etc.]
Peter Lang
978-3-906752-56-3
Battafarano, Italo
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